Hat das Schweizer Rapsöl noch eine Zukunft?
VON belmedia Redaktion Ernährung News
Eine Bachelorarbeit an der Fachhochschule für Wirtschaft in Olten untersuchte die Auswirkungen, die das derzeit mit Malaysia verhandelte Freihandelsabkommen haben würde.
Das Ergebnis: Der Schweizer Rapsölproduktion stünde eine ungewisse Zukunft bevor.
Im Falle eines erheblichen Zollabbaus für Palmöl ginge die Rapsproduktion in der Schweiz um 40 % zurück, was für die Landwirtschaft einen Verlust von 26 Millionen Franken bedeutete. Die Ölmühlen wären ebenfalls betroffen, denn das Abkommen würde den Import von gebrauchsfertigem Öl ermöglichen.
Für die Schweizerische Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor bestätigt diese Studie, dass das Palmöl zwingend aus einem Freihandelsabkommen mit Malaysia oder Indonesien auszuschliessen ist.
Obschon bezüglich vieler Faktoren noch Ungewissheit herrscht, respektive das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) dazu schweigt, sind die Forderungen Malaysias nach einem Marktzugang für Palmöl beunruhigend. Das erste, direkt betroffene Produkt wäre eine Schweizer Erfindung: das HOLL-Rapsöl.
Dieses Öl eignet sich für hohe Temperaturen und verfügt über ähnliche Eigenschaften wie das Palmöl. Es droht, durch das günstigere Palmöl ersetzt zu werden, dies vor allem in der Gastronomie als Frittieröl oder in der Lebensmittelindustrie, die bei Rohstoffen sehr preissensibel reagiert.
Würde das HOLL-Rapsöl durch Palmöl ersetzt, hätte dies für die Produzenten einen direkten Verlust von 17,4 Millionen Franken pro Jahr zur Folge. Ein grosser Preisdruck auf den übrigen Raps könnte den Verlust für die Produzenten auf 35 Millionen Franken pro Jahr steigern.
Doch es drohen weitere Gefahren. Die Studie zeigt, dass neben der Mengenreduktion davon auszugehen ist, dass die Preise für Ölsaaten wie Sonnenblumen unter Druck gerieten. Und schliesslich würde eine derart starke Mengenreduktion die Existenz der Schweizer Ölmühlen bedrohen.
Diese Befürchtungen sind begründet, denn der Bundesrat will sich nicht auf Malaysia beschränken. Ein Freihandelsabkommen mit dem weltweit grössten Palmölproduzenten, Indonesien, befindet sich bereits in Verhandlung. Sobald der Weg erst einmal geebnet ist, wäre die Schweiz gezwungen, Indonesien dieselben Bedingungen bezüglich Marktzugang zu gewähren.
Konsument und Umwelt als Verlierer
Zahlreiche Ernährungswissenschaftler sind der Ansicht, dass ein erhöhter Palmölkonsum bedenklich ist. Bereits heute findet man Palmöl in diversen verarbeiteten Lebensmitteln.
Seit 2001 haben sich die Palmölimporte in die Schweiz fast verdreifacht, was das Gleichgewicht zwischen den Pflanzenölen zu stören droht. Das Rapsöl enthält einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, was das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – im Gegensatz zum Palmöl – reduziert.
Die Palmölproduktion verursacht in zahlreichen Ländern, und insbesondere in Malaysia, verheerende Umweltschäden. Neue Palmenplantagen sind für die Zerstörung des Regenwalds verantwortlich. Dadurch entstehen zusätzliche CO2-Emissionen und ein grosser Verlust an Biodiversität.
SALS – Schweiz ist der Ansicht, dass die Schweiz den Verbrauch von Palmöl nicht noch mehr fördern soll.
Artikel von: Schweizerische Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor
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