Heiss auf Eis: Ungewöhnliche Glace-Hersteller in Baden-Württemberg
VON belmedia Redaktion Essen & Trinken News Produkte
Ein erfrischender Sommer-Klassiker aus Baden-Württemberg feiert runden Geburtstag: 1969 entwickelte Dario Fontanella in der gleichnamigen Mannheimer Eisdiele das Spaghettieis, das ein halbes Jahrhundert später nicht mehr wegzudenken ist.
Doch gibt es in Süddeutschland noch weitere ungewöhnliche Glace-Hersteller.
Mannheim: Zu Gast beim Gelato-Tüftler. Nicht in Rom, in Mailand oder Venedig sondern in Mannheim entstand vor genau 50 Jahren mit dem Spaghettieis Deutschlands bekannteste Glace-Spezialität. Als Vorbild für seine Kreation nennt Dario Fontanella den Dessert-Klassiker Montebianco. Statt Maronencreme drückte der Gelato-Tüftler Vanilleglace durch eine Spätzlepresse. Erdbeersauce und weisse Schokoraspeln dazu, fertig war das erste Spaghettieis. Manche Kinder sollen damals geweint haben, weil sie keine Nudeln, sondern Glace bestellt hatten. Doch was anfangs irritiert hat, ist heute ein Verkaufsschlager weit über Baden-Württemberg hinaus. Das Original gibt es nach wie vor im Mannheimer Stammhaus der traditionsreichen Eisdiele.
Heilbronn: Glace-Handwerk an der Neckarmeile. In Heilbronn sorgt aktuell nicht nur die Bundesgartenschau für reichlich Aufbruchstimmung. Auch kulinarisch tut sich in der Stadt gerade einiges. Zu den kreativen Neugründungen gehört die Eisdiele Primafila, die seit 2016 scharenweise Naschkatzen ins Marrahaus an der Neckarmeile lockt. Bei der Entwicklung neuer Sorten beziehen die Glace-Macher Alessio Covato und Simon Schmidt Zutaten aus der ganzen Welt, von Vanille aus Madagaskar bis zu Guave aus Kolumbien. Zuhause in Heilbronn entstehen daraus handwerklich hergestellte Glace-Spezialitäten.
Kirchberg an der Jagst: Heumilchglace im Schlosshof. Stolze Bauern und kreative Erzeuger arbeiten im ländlich geprägten Hohenlohe traditionell Hand in Hand. Das gilt auch für Nina und Klaus Sohl, die in ihrer Glace-Manufaktur feinste Heumilch verarbeiten, ausschliesslich in Demeter-Qualität. Bei so viel Liebe zur Kuh kann der Name der Manufaktur nicht überraschen: „Moo“. Ähnlich ausgefallen sind auch die Glacesorten, die hoch über der Jagst in Schloss Kirchberg produziert und verkauft werden. Von heimischer Schlossminze bis zu exotischem Ayurveda bleiben hier keine Wünsche offen.
Karlsruhe: Vom Tellerwäscher zum Glace-Künstler. Als Thavakumar Maniam vor vielen Jahren vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka nach Karlsruhe floh, war seine Erfolgsgeschichte alles andere als absehbar. Nach Anfängen als Tellerwäscher arbeitete er mehr als 15 Jahre in einer traditionsreichen Eisdiele. Dort entstanden seine Leidenschaft fürs Glacemachen und sein Traum vom eigenen Eiscafé. Mit dem Arte Dolce ging dieser in Erfüllung. Begeistert sind inzwischen nicht nur die Karlsruher, sondern auch das Magazin «Der Feinschmecker», das sein Café als eine der 40 besten Eisdielen Deutschlands auswählte.
Stuttgart: Anlaufstelle für Schleckermäuler. Stuttgarter Glacefans pilgern seit 2017 in den Osten der Stadt, wo Joëlle Massen und Fabiano Arganese eine ehemalige Bäckerei in ihre «Schleckerei» verwandelten. Von der früheren Nutzung ist lediglich die Brezel am Türknauf geblieben, heute laden zarte Pastelltöne zum Glaceschlecken ein. Die Auswahl der hausgemachten Milchglace- und Sorbetspezialitäten wechselt jede Woche. Vor allem bei den veganen und laktosefreien Sorbets kennt die Kreativität keine Grenzen: Von Avocado-Limette bis Ananas-Kalamansi-Zitronenmyrte dürfte für jeden Gaumen etwas dabei sein.
Bad Friedrichshall: Glace direkt vom Bauernhof. Ständig schrumpfende Milchpreise brachten Marliese Schmidt einst auf die Idee, die auf dem Hof produzierte Milch gleich selbst zu verarbeiten. So wurde aus der Bauersfrau eine erfolgreiche Glacemacherin. Im Hofladen gibt es heute eine breite Auswahl an Sorten in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen. Noch immer werden ausschliesslich Milch und Rahm von eigenen Kühen verarbeitet. Der neueste Clou: ein Glaceautomat, der die Liebhaber der Bauernhofglace rund um die Uhr mit Eisspezialitäten versorgt.
Heidelberg: Konsequente Bio-Qualität. Wer auch beim Glacegenuss auf ökologische Herstellung setzt, ist in der Heidelberger Weststadt gut aufgehoben. Die Bio-Glacemanufaktur verarbeitet ausschliesslich Zutaten in Bio-Qualität und darf daher selbst das EU-Bio-Siegel führen. Bei der nachhaltigen Produktion der rund 120 verschiedenen Glacesorten gibt es keine Kompromisse. Auf künstliche Farb- und Zusatzstoffe wird komplett verzichtet. Ebenso konsequent gestaltet sich der Vertrieb: Neben dem Eiscafé lassen sich die Glacekreationen auch an einem mobilen Bio-Glace-Bike kaufen, das klimaneutral in der Stadt unterwegs ist.
Ravensburg: Glace-Rebellin in Oberschwaben. Sie bezeichnet sich selbst als Glace-Rebellin und blickt gemeinsam mit ihrem Mann Carlo auf 20 Jahre Glacemacher-Handwerk zurück: Gerlinde Schöck-Fadda hat sich mit ihrer Ravensburger Schokoladen-Manufaktur als eine der ersten Frauen in der einstigen Männerdomäne einen Namen gemacht. Im Laufe der Jahre entwickelte sie mehr als 80 verschiedene Sorten und begeisterte ihre Kunden mit immer wieder neuen Kreationen. Inzwischen setzt die Manufaktur mit eigenem Laden verstärkt auf vegane Produkte. Nicht nur bei der Glace, sondern auch bei den Schokoladen-Spezialitäten.
Freiburg: Minimalismus im Eiscreme-Start-up. Sie ist der jüngste Neuzugang in dieser Übersicht und so etwas wie ein Gelato-Start-up: 2018 gründete Simon Spillmann die Freiburger Glacemanufaktur im Stadtteil Herdern und machte sie in nur einem Jahr zum Treffpunkt mit Kultstatus. Improvisierter Minimalismus ist hier Teil des Konzepts, der Tresen selbst gezimmert und die Pappbecher von Hand gestempelt. Keine Kompromisse gibt es bei der Qualität der Inhaltsstoffe: Milch aus dem Schwarzwald, natürliche Zutaten und keinerlei künstliche Zusätze. Entsprechend überschaubar ist die Auswahl der Sorten, die dafür täglich frisch produziert werden.
Quelle: Tourismus Lifestyle Verlag GmbH, Bern
Titelbild: © TMBW Duepper