Verkaufseinschränkung für Alkohol zeigt positive Wirkung

Seit Juli 2015 ist der Verkauf von Bier und Spirituosen zum Mitnehmen im Kanton Waadt nachts verboten. Eine Studie von Sucht Schweiz und dem Universitätsspital Lausanne im Auftrag des Kantons Waadt zeigt nun die positiven Auswirkungen auf das Rauschtrinken gerade von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Sucht Schweiz ruft weitere Kantone dazu auf, dem Beispiel zu folgen.

Während sich für Bars und Restaurants nichts änderte, dürfen im Kanton Waadt Bier und Spirituosen zum Mitnehmen ab 21 Uhr nicht mehr verkauft werden. In der Stadt Lausanne gilt dies ab 20 Uhr. Dass diese Massnahme den Jugendschutz stärkt und das Rauschtrinken generell einschränkt, verdeutlicht die aktuelle Untersuchung auf der Grundlage von Spitaldaten. Dazu hat ein Forschungsteam von Sucht Schweiz und dem Service d’alcoologie des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) die Entwicklung vor und nach dem Inkrafttreten der Verkaufseinschränkung im Juli 2015 untersucht.

Weniger Spitaleinlieferungen von alkoholisierten Personen dank neuem Gesetz Bei den Notfallaufnahmen im Universitätsspital Lausanne wird jeweils untersucht, ob die Patienten und Patientinnen vor der Spitaleinlieferung Alkohol konsumierten. Seit der neuen Verkaufsregelung für Alkohol gibt es bei den 19- bis 29-Jährigen gut 20% weniger Fälle von Patienten/Patientinnen unter Alkoholeinfluss.

Weniger alkoholbedingte Notfälle

Auch die Analysen der Medizinischen Statistik der Krankenhäuser zeigt in die gleiche Richtung: Dank der eingeschränkten Erhältlichkeit alkoholischer Getränke in der Waadt können jährlich etwa 200 Hospitalisierungen mit einer Diagnose Alkoholintoxikation vermieden werden. Betroffen sind alle Altersgruppen. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist der relative Rückgang besonders augenfällig. Da es sich bei Hospitalisierungen mit einer Diagnose Alkoholintoxikation aber keinesfalls um ein Jugendphänomen handelt und bei Personen im mittleren Erwachsenenalter weitaus häufiger zu beobachten ist, ist der Effekt in absoluten Zahlen bei 30- bis 59-Jährigen besonders gross. In dieser Altersgruppe können jährlich etwa 125 Hospitalisierungen vermieden werden.

Kosteneffiziente Prävention

Die Daten aus den Spitälern zeigen nur die Spitze des Eisberges. Die Forscher und Forscherinnen folgern deshalb, dass auch andere Formen risikoreichen Alkoholkonsums seit Inkrafttreten der neuen Verkaufsregelung im Kanton Waadt verringert werden konnten. Dies gilt sowohl bei jungen Menschen, die häufig im Ausgang zu viel trinken, als auch bei älteren Altersgruppen, bei denen häufig ein chronisch risikoreicher Alkoholkonsum zu beobachten ist. Bemerkenswert ist, dass sich dieser Effekt zeigt, obwohl nach der Gesetzesänderung weiterhin bis zum Ladenschluss Wein zum Mitnehmen gekauft werden kann und der Konsum alkoholischer Getränke z.B. in Bars oder Restaurants nicht eingeschränkt wurde. „Selbst mit einer für die Gesamtbevölkerung wenig einschränkenden und kostengünstigen Massnahme können das Rauschtrinken und die Notaufnahmen vermindert werden“, resümiert Matthias Wicki, Forscher von Sucht Schweiz.

Verkauf und Konsum hängen zusammen

Sucht Schweiz ruft weitere Kantone dazu auf, den Beispielen aus der Westschweiz zu folgen und solche oder weitergehende Massnahmen ins Auge zu fassen. Die internationale Forschung bestätigt, dass gerade bei Jugendlichen die Erhältlichkeit von Alkohol mit dem Konsum bzw. alkoholbezogenen Problemen zusammenhängt. Den Verkauf einzuschränken ist eine wirksame und günstige Präventionsmassnahme.

Die Erfahrung im Kanton Waadt und zuvor schon im Kanton Genf (1) zeigt, dass der eingeschränkte Zugang zu alkoholischen Getränken die Basis einer wirksamen Politik ist, um problematischem Alkoholkonsum vorzubeugen. Wichtig ist aber, dass diese strukturelle Intervention durch Verhaltensprävention ergänzt wird; dazu zählen Programme zur Stärkung von Lebens-kompetenzen, Sensibilisierung für die Risiken, eine sinnstiftende Freizeitgestaltung etc.

 

Quelle: Sucht Schweiz
Bildquelle: Sucht Schweiz

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