Büffelkälber leiden – traurige Wahrheit hinter dem Luxusprodukt Büffelmozzarella

47 Millionen Kilogramm „Mozzarella di Bufala Campana DOP“ – kurz Büffelmozzarella – wurden 2017 in Italien produziert. Um der grossen Nachfrage am Luxuskäse gerecht zu werden, setzen viele italienische Bauern auf Effizienz statt auf Tierwohl.

Eine im August 2018 durchgeführte Recherche der internationalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN, Journalisten und dem Team von Wildlight zeigt, dass darunter vor allem männliche Büffelkälber leiden.

Als wertloses Nebenprodukt betrachtet, werden die Jungtiere oft bewusst schwer vernachlässigt. Sterben sie nicht an den Folgen der schlechten Haltungsbedingungen, werden sie durchschnittlich 30 Tage nach ihrer Geburt geschlachtet. VIER PFOTEN fordert Detailhändler und Produzenten auf, Verantwortung zu übernehmen.

Verdreckte Ställe, verletzte Büffel und tote Kälber: Die Bilder, die im August 2018 auf zwölf Büffelfarmen in Kampanien, Süditalien, entstanden sind, enthüllen die unglamouröse Wahrheit hinter dem beliebten Luxusprodukt.

„Die Aufnahmen zeigen Kälber, die offenbar schon länger tot auf dem Boden liegen – und das vor den Augen der anderen Büffel. Andere lebende Kälber waren so abgemagert, dass sie kaum noch stehen konnten. Ohne Kontakt zu anderen Tieren und vernünftiger Versorgung werden die Kälber in viel zu kleinen, käfigartigen Gehegen gehalten“, berichtet VIER PFOTEN Nutztier-Expertin Hanna Zedlacher.

Von der Unterversorgung sind grossteils männliche Jungtiere betroffen. Sie sind für die Mozzarellaproduktion unwichtig und gelten somit als lästiges Nebenprodukt. „Rund 30 Tage nach der Geburt sind die Kälber alt genug für den Transport zum Schlachter. Allein 2017 wurden über 52’000 Büffelkälber legal in Italien getötet. Das Fleisch wird meist zu Hundefutter verarbeitet“, so Zedlacher.



Das Leiden der Büffel

Das VIER PFOTEN Investigationsmaterial zeigt, dass auch die erwachsenen, weiblichen Büffel unter den miserablen Haltungsbedingungen leiden. Um der gestiegenen Nachfrage nachzukommen, setzen viele italienische Büffelbauern auf Intensivtierhaltung. Das bedeutet kaum bis wenig Grünauslauf für die Tiere. Wasserbecken oder Gruben, die der Abkühlung dienen, sind selten vorhanden. Die Ställe sowie die Tiere sind verdreckt. Viele der Büffel leiden an überwachsenen Klauen, Geschwülsten und unbehandelten Verletzungen.



Büffelfarmen seit 2014 im Fokus

Bereits im Sommer 2014 machte VIER PFOTEN auf die schlechte Situation der in Italien gehaltenen Büffel aufmerksam. Die damals gestellten Forderungen werden aber auch vier Jahre später noch immer nicht überall erfüllt – auch wenn es gesetzliche Verbesserungen rund um die Rückverfolgbarkeit gibt.

VIER PFOTEN sieht die Verantwortung bei den Produzenten, aber auch bei den Detailhändlern. Gespräche mit den Betroffen wurden bereits aufgenommen. Gemäss Kenntnis von VIER PFOTEN haben einige Detailhändler bereits Massnahmen getroffen und fordern von ihren Lieferanten höhere Tierschutz-Standards.

„Nur Büffelmozzarella von tierfreundlichen Farmen soll angeboten werden. Wir fordern regelmässige Kontrollen, artgemässe Haltung und medizinische Versorgung. Wir erwarten zudem humane Lösungen für männliche Kälber. Das unnötige Töten der Tiere muss ein Ende haben“, fordert Zedlacher und ergänzt: „Konsumenten sollen sich über die Herkunft des Büffelmozzarellas genau informieren und im Zweifelsfall vom Kauf absehen.“



Das Geschäft mit der Büffelmilch

74 % der rund 400’000 in Italien lebenden Büffel werden in Kampanien gezüchtet. Insgesamt gibt es landesweit 2’212 Büffelfarmen. Die überwiegende Mehrheit davon – 77 % – sind reine Milchproduzenten, 14 % sind reine Fleischproduzenten und nur 9 % nutzen die Tiere sowohl für die Milch- als auch Fleischproduktion. Büffelmozzarella aus Kampanien trägt das DOP-Siegel (Denominazione di Origine Protetta, geschützte Herkunftsbezeichnung) und ist der Exportschlager Zentral- und Süditaliens. Hauptabnehmer des Luxuskäses sind Frankreich, Deutschland, Grossbritannien, USA, Schweiz und Spanien.

 

Quelle: VIER PFOTEN
Artikelbilder: © VIER PFOTEN

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