Linsen gesund und lecker geniessen
VON belmedia Redaktion Ernährung Essen & Trinken
Bereits bei den alten Ägyptern beliebt, werden Linsen auch bei uns schon sehr lange gegessen. Auch die Gourmetküche nutzt sie heute, da Linsen nicht nur lecker schmecken, sondern auch sehr gesund sind.
Bereits in der Bibel wurden Linsen erwähnt. Auch die alten Ägypter schätzten sie. Als später unser Nahrungsmittelangebot immer vielseitiger wurde, gerieten sie ein wenig in Vergessenheit. Lange Zeit galten sie gar als „Arme-Leute-Essen“, bis sie von Gourmet- und Hobbyköchen wiederentdeckt wurde.
In meiner Kindheit liebte ich Linseneintopf, der mit Tellerlinsen gekocht wurde. Meistens gab es die braunen, seltener die grünen. Die Auswahl, wie wir sie heute kennen, war damals unbekannt. Reformhäuser und Bioläden waren die ersten, die die Linsenvielfalt in Schweizer Küchen brachten. Aber: Wer kennt schon die Unterschiede und weiss, welche Sorte sich wofür besonders eignet? Rote Linsen oder Berglinsen kann man inzwischen längst auch in Migros oder Coop finden, zumindest in grösseren Filialen.
Da Linsen überdurchschnittlich viele Vitalstoffe enthalten, werden sie nicht umsonst oft als „kleine Kraftpakete“ bezeichnet. Deshalb möchte ich Ihnen dieses hochwertige Nahrungsmittel in diesem Artikel näherbringen.
Linsen werden in allen Küchen der Welt geschätzt und begleiten bei uns vor allem Wintergerichte. Auf dem europäischen Markt finden sich häufig Linsen aus Russland, Spanien, Vorderasien, Indien, Frankreich sowie dem amerikanischen Kontinent. Aber auch auf der Schwäbischen Alb, einem deutschen Mittelgebirge, werden sie angebaut und, was viele nicht wissen: Biolinsenanbau gibt es auch in der Schweiz. Wer also gern zu regionalen Produkten greift, sollte danach Ausschau halten!
Ich möchte Ihnen einige der bei uns erhältlichen Linsensorten vorstellen. Falls Ihre Lieblingssorte hier fehlt, dürfen Sie uns diese natürlich gerne im Kontaktformular (unterhalb dieses Textes) vorstellen.
Berglinsen müssen nicht eingeweicht werden, ihre Kochzeit beträgt etwa 30 Minuten. Sie haben eine grünbraune Farbe und einen milden Geschmack. Da sie festkochend sind, eignen sie sich perfekt für Gemüsegerichte oder Salate und lassen sich hervorragend zu Bratlingen verarbeiten. Bratlinge können Sie mit Resten von Gemüse oder Fleisch sowie Käse aufwerten. Sie sind nicht nur vielseitig, sondern können auch gut zum Picknick oder fürs Mittagessen ins Büro mitgenommen werden. Es lohnt sich, einmal nach entsprechenden Rezepten zu googeln.
Tellerlinsen sind wohl den meisten von uns bekannt, waren sie doch, wie bereits erwähnt, vor Jahrzehnten die bekannteste Linsensorte in der Schweiz und in Deutschland. Dank ihrer cremigen, mehligen Konsistenz, sind die im Durchschnitt 6 mm grossen Linsen der Klassiker für Eintöpfe. Auch heute noch gelten die Tellerlinsen bei uns als meist gekaufte Linsenart. Die braune Sorte hat eine Kochzeit von etwa 40 Minuten, die grüne ist weicher, da sie früher geerntet wird und benötigt weniger Garzeit.
Urad-Dal-Linsen stammen aus Indien und bilden die Grundlage für viele indische Gerichte. Sie sind vor allem in asiatischen Läden erhältlich und wurden dann bereits geschält. Ohne ihre dunkle Schale haben sie eine cremeweisse Farbe. Sie können alleine, aber auch mit Reis gemischt, verwendet werden. Ganz oder halbiert eignen sie sich unter anderem für Suppen, gemahlen finden Sie Verwendung für Gebäck und Brot. Das tönt sehr exotisch, ist es auch, aber es lohnt sich durchaus, die Urad-Dal-Linse auszuprobieren!
Rote Linsen sind eine geschälte Berglinsenart, welche aufgrund der fehlenden Schale leicht den Geschmack der Gewürze annimmt. Einweichen ist nicht nötig. Beim Kochen zerfällt diese Linsensorte rasch und ist bereits nach einer guten Viertelstunde gar. Sie ist ideal für Currygerichte, Suppen und Brotaufstriche. In der vegetarischen Küche hat sie einen festen Platz und ist, genau wie die gelbe Linse, sehr bekömmlich.
Gelbe Linsen sind ebenfalls geschält und schnell gar. Sie zerkochen leicht und sind aus der indischen Küche nicht wegzudenken. Sie bilden den Hauptbestandteil der bekannten Dhal-Gerichte. Hierbei handelt es sich um ein Püree, das, kräftig gewürzt, aus gekochten Hülsenfrüchten besteht und zusammen mit Reis auf den Tisch kommt.
Puy-Linsen sind grün-blau gesprenkelt und bekannt für ihr kräftiges Aroma. Sie gelten als Delikatesse. Ohne Einweichzeit ist diese Linsenart nach einer halben Stunde gar und kann mit Olivenöl und Balsamico als leckerer Salat angerichtet werden. Da sie nicht zerfällt, eignet sie sich gut für Suppen, bei denen es darauf ankommt, dass die Linse ihre Form behält. Übrigens darf diese Linsenart nur dann als Puy-Linse bezeichnet werden, wenn sie auf dem Vulkanboden der Auvergne, einer Region in Zentralfrankreich, wuchs. Sie hat eine „Appelation d’origine controllée“, genau wie Wein. Stammt sie aus anderen Regionen, wird sie als grüne Linse bezeichnet.
Belugalinsen sind wahrscheinlich die kleinsten Linsen weltweit. Tiefschwarz könnte man sie optisch beinahe für grossen Kaviar halten. Zwar geht beim Kochen etwas von der Farbe verloren, aber auch dunkelbraun setzen sie auf dem Teller farbliche Akzente. Sie haben einen festen Biss und nussigen Geschmack, sind ohne Einweichzeit in 20 bis 30 Minuten gar und werten vor allem Salate auf.
Linsen vegetarisch geniessen oder mit Fleisch kombinieren
Da es weltweit geschätzt ca. 70 verschiedene Linsenarten gibt, ist es natürlich nicht möglich, alle hier vorzustellen. Sowieso habe ich selbst von den meisten noch nie etwas gehört und beschränke mich deshalb auf jene, die ich bereits ausprobiert habe.
Es heisst leider zu oft, dass Linsen nur in die vegetarische Küche gehören. Natürlich stimmt das nicht, sie sind aber ein idealer Fleischersatz, liefern sie doch jede Menge hochwertige Proteine. 100 Gramm Linsen enthalten etwa 25 Gramm Eiweiss. Zudem sind sie reich an Ballaststoffen und gleichzeitig fettarm. Sie haben einen hohen Gehalt an B-Vitaminen und liefern Eisen, Phosphor, Niacin und Kalium.
Linsen bereichern aber auch so manches Fleischgericht: Probieren Sie doch zum Beispiel einmal ein Steak, dessen Beilage nicht nur Kartoffeln bilden, sondern mischen sie diese mit roten Linsen. Belugalinsen harmonieren sehr gut mit Fisch. Die bekannte Tellerlinse passt ideal zur Hausmannskost. Da Linsen leicht zuzubereiten sind, zudem vielseitig, gesund und einzigartig im Geschmack, sollten sie viel öfters auf den Speisezetteln von Fleischliebhabern, Vegetariern und Veganern stehen.
Probieren Sie doch auch einmal die gesunden Linsen-Sprossen! Diese können Sie gut aus kleineren und vor allem ungeschälten Sorten ziehen. Gerade im Winter bilden die herb würzigen, Sprossen eine willkommene Salatbeigabe. Sie haben kaum Kalorien, dafür umso mehr Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe, Enzyme, Spurenelemente und jede Menge hochwertige, pflanzliche Proteine. Erhitzt ergänzen sie vor allem pikante Wähen, Eintöpfe und Getreidegerichte.
Hilfreich in der Ergotherapie
Rohe Linsen sind ungeniessbar. Allerdings haben sie sich bestens in der Ergotherapie bewährt! Als ich vor Jahren eine Hand gebrochen hatte und nach Abnahme des Gipses einige Finger noch nach Wochen steif waren, empfahl mir meine Therapeutin, die Hand regelmässig in gekühlten Linsen zu „baden“. Ich hatte eine Zeitlang ständig trockene, rohe Linsen in einem Stoffsäckli im Kühlschrank, um darin die Hand zu bewegen und die Linsen zu kneten. Das war einerseits eine Wohltat, anderseits trat tatsächlich rasch Besserung ein.
Wenn kein Hitzegefühl in den Gelenken besteht, müssen die Linsen nicht unbedingt gekühlt werden. So können Sie auch eine genug grosse Schüssel damit füllen. Das Kneten der Linsen kann bei entzündlichen und chronischen Gelenkproblemen helfen und unterstützt die Beweglichkeit der Finger. Die Durchblutung bessert sich und die Nervenzellen werden angeregt, sodass eine schnellere Regeneration erreicht werden kann. In einer genug grossen Wanne können auf diese Weise auch die Füsse bei ähnlichen Beschwerden behandelt werden.
Wie Sie sehen: Linsen schmecken nicht nur gut, sie tun auch gut! Sie bieten immer wieder neuen Genuss und es freut mich, wenn ich Ihnen Appetit auf dieses uralte und urgesunde Nahrungsmittel machen konnte!
Artikel von: gourmetnews.ch-Redaktion
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